Erste eCitaro Linie der Welt
Omnibus Magazin

Erste eCitaro Linie der Welt

Premiere in Heidelberg und Mannheim.

Seit Ende Januar fahren die ersten Mercedes-Benz eCitaro auf einer neuen Buslinie in Heidelberg, Mannheim folgt. Der Verkehrsbetrieb Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, kurz rnv, hat sich akribisch auf die Elektrobusse vorbereitet.

„Wir haben die erste eCitaro Linie der Welt“, freut sich Stefan Prüfer. Als Leiter der Angebots- und Produktentwicklung der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) verantwortet er die Einführung zweier Linien in Mannheim und Heidelberg speziell für Elektrobusse. Am 28. Januar um 9.00 Uhr morgens fiel der Startschuss für die Linie 20 in Heidelberg, betrieben mit drei eCitaro. Die Fahrgäste freuen sich über die zusätzliche Buslinie, sie führt mit leisen und lokal emissionsfreien Bussen mitten durch die Innenstadt.

In Mannheim folgt dann der zweite Schritt, eine Buslinie mit weiteren drei eCitaro zum neuen Wohnquartier „Franklin“, einer Smart City für 8.000 Einwohner mit eigenständiger Energieversorgung. Dazu passt der smarte E-Bus Mercedes-Benz eCitaro perfekt. Stefan Prüfer betont: „Er wurde hier entwickelt, wird hier produziert und hier betrieben.“

„Ohne kompetente Beratung der Experten und Verstärkung in den eigenen Reihen hätten uns sechs Monate für die Vorbereitungen bei weitem nicht ausgereicht.“

Stefan Prüfer, Leiter Angebots- und Produktentwicklung, rnv.

„Nicht nur auf der Schiene elektrisch“, lautet das neue Motto von rnv. Der Weg dorthin verlief nicht ohne Umleitung. „Die Erfahrungen, die wir in Jahrzehnten mit Dieselbussen gesammelt haben, nützen uns nur teilweise. Wir müssen an vielen Stellen komplett neu planen.“ Stefan Prüfer ist sich sicher. „Elektromobilität bei Stadtbussen ist eines der Zukunftsthemen im ÖPNV – auch in der Metropolregion Rhein-Neckar.“ Und: „Wir möchten bei diesem Thema Vorreiter sein.“ Der Umstieg von Diesel- auf Elektrobusse wirft viele Fragen auf: Reichweite, Ladestrategie, wie viele Busse, Anforderungen an den Betriebshof? „Die Umstellung auf Elektrobusse verändert die Abläufe in allen Bereichen“, betont Sebastian Menges, der als Assistent der Geschäftsführung, jetzt in der Angebots- und Produktentwicklung, bei rnv das Projekt E-Bus begleitet. Deshalb hat rnv mit Yunus Keskin einen Projektingenieur für alternative Antriebe eingestellt, der die Schritte zur Einführung der eCitaro unterstützt hat.

Gleichzeitig arbeitete rnv eng mit den E-Mobilitäts-Experten von Mercedes-Benz zusammen. Dr. Robert Schimke aus der Entwicklung am Standort Mannheim hat rnv mit Bedarfsrechnungen, Planungswerkzeugen und technischem Know-how unterstützt. „Ohne kompetente Beratung der Experten und Verstärkung in den eigenen Reihen hätten uns sechs Monate für die Vorbereitungen bei weitem nicht ausgereicht“, ist sich Stefan Prüfer sicher. Zudem haben rnv und EvoBus einen intensiven Austausch über die Erkenntnisse aus dem Einsatz vereinbart. Stefan Prüfer: „Das Thema Elektromobilität ist für uns alle neu, da können wir viel voneinander lernen.“ Er empfiehlt allen Verkehrsbetrieben sowohl ausreichend eigene Personalkapazitäten vorzuhalten als auch die Beratung von Mercedes-Benz eMobility Consulting zu nutzen.

 

Hier gehts lang: Sebastian Menges, Assistent der Geschäftsführung, und Stefan Prüfer, Leiter Angebots- und Produktentwicklung (Mitte), begleiten bei rnv das Projekt E-Bus.

Hier gehts lang: Sebastian Menges, Assistent der Geschäftsführung, und Stefan Prüfer, Leiter Angebots- und Produktentwicklung (Mitte), begleiten bei rnv das Projekt E-Bus.

Vorzeigbare Ladestrategie: Yunus Keskin unterstützt als Projektingenieur für alternative Antriebe die Einführung des eCitaro, rnv.

Vorzeigbare Ladestrategie: Yunus Keskin unterstützt als Projektingenieur für alternative Antriebe die Einführung des eCitaro, rnv.

Stefan Prüfer, Leiter Angebots- und Produktentwicklung, rnv.

Stefan Prüfer, Leiter Angebots- und Produktentwicklung, rnv.

Nicht zuletzt schätzt Prüfer den Vorteil, dass Daimler Buses die Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur aus einer Hand liefert. Eine der schwierigsten Fragen war die der Ladestrategie. Im Depot oder unterwegs laden? „Es gibt da kein Patentrezept“, weiß Stefan Prüfer, „jeder Einsatz ist anders.“ So stellte sich in Mannheim und Heidelberg heraus, dass die vorgesehenen Endhaltestellen wegen Bauarbeiten über Monate hinweg nicht anfahrbar sein würden und damit für Ladestationen nicht in Frage kommen. „Das war einer der Gründe, warum wir uns für die Ladung im Depot entschieden haben.“ Bei einer täglichen Fahrleistung von 200–300 Kilometern und einer Reichweite des eCitaro von rund 120 Kilometern unter den Einsatzbedingungen von rnv müssen die E-Busse zwischendurch vollladen, während ein dritter Bus zum Einsatz kommt. Sebastian Menges erklärt: „Unsere Ladesäulen verfügen über eine maximale Ladeleistung von 150 kW und benötigen rund 100 Minuten, um die Batterien voll aufzuladen.“ Danach kehrt der eCitaro mit voller Energie zurück auf die Linie. „Die Schnellladung geht allerdings zu Lasten der Batterielebensdauer“, erläutert Menges. Deshalb geben die Ladesäulen während der sechsstündigen nächtlichen Ladephase den Strom mit reduzierter und somit schonender Leistung ab.

Der Projektbeginn im Januar war gut gewählt, findet Sebastian Menges: „Mit dem Winter vor der Tür hatten wir die härtesten Testbedingungen gleich zu Beginn.“ Nach der erfolgreichen Startphase blickt Stefan Prüfer bereits nach vorn: „Die beiden Linien sind der Beginn, wir wollen die Elektromobilität weiterentwickeln.“